Im Wingert

Unzählige Abenteuer haben wir nun schon erleben dürfen.

Jetzt muss die Reisekasse wieder etwas aufgefüllt werden und wir begeben uns auf die Jobsuche.

Diese gestaltet sich jedoch schwieriger als erhofft.

Wir fahren unzählige Farmen an und fragen, ob es Arbeit für uns gibt.

Wir werden jedoch nur mit Telefonnummern oder E-Mail Adressen abgespeist.

Frust macht sich breit.

Es steht doch noch so viel auf unserer Abenteuerliste - mit Delfinen schwimmen, Fallschirmspringen, Hobbiton und, und, und.

Ich telefoniere alle Nummern ab, eine Zusage bekommen wir allerdings nicht, eine richtige Absage aber auch nicht.

Aus Jux und Dollerei rufe ich bei einem Hostel in Blenheim an, das einen Job für den kommenden Tag ins Internet gestellt hat.

Arbeit im Weinberg oder "Wingert" wie der Experte zu sagen pflegt.

Die junge Französin am Telefon fragt, wie schnell wir bei ihr sein können, denn um 17 Uhr findet ein Treffen mit allen neuen Mitarbeitern statt.

 

Ruckzuck wieder auf die Straße geschwungen und uns auf den Weg gemacht.

 

Im Motorcamp für eine Woche Unterkunft bezahlt und uns einen ersten Überblick über den Campingplatz verschafft.

90% der Mieter sind Deutsche.

Unser direkter Nachbar kommt sogar aus Kempen.

Um 17 Uhr haben wir uns nun also zum besagten Treffpunkt bewegt. 

Selbstverständlich 10 Minuten zu früh. 

,,Typisch Deutsch eben!``, wie ich in die deutsche Runde werfe.

Sieben Backpacker, von denen sechs Deutsche sind und eine Schwedin.

Deutsche Stimmung macht sich breit.

,,Unser Supervisor sollte vor 5 Minuten da sein.``

,,Wir warten jetzt aber schon wirklich lange.``

,,Die haben uns bestimmt vergessen.``

,,Soll ich mal an der Rezeption fragen gehen?``

,,Typisch Neuseeländer.``

Jessi und ich können uns ein Augenrollen nicht verkneifen.

Diese deutsche Unentspanntheit vermissen wir tatsächlich nicht.

Das Meeting verschiebt sich jedoch auf den späten Abend.

Unsere Visa und Reisepässe werden kontrolliert und es wird uns grob erklärt, was unsere Aufgaben die kommenden vier Wochen sein werden und der Arbeitsvertrag wird uns ausgehändigt.

Das war's. Unser erster Job in Neuseeland. 

Am nächsten Tag steht dann auch direkt der erste Arbeitstag auf dem Plan.

Um 8:00 Uhr auf dem Weinberg angekommen, rüsten wir uns mit einer Warnweste, einem Beutel und unzählig vielen “Clips” aus.

Unsere Aufgabe ? Netting!

Das bedeutet, dass wir Netze um die Weinreben spannen müssen, um die Trauben vor Tieren zu schützen. 

 

Aber keine Sorge, es war wirklich so langweilig wie es sich anhört. 

 

Abgesehen von uns Backpackern arbeiten dort Saisonarbeiter aus Indonesien, den Cook Islands und, und, und...

Sie alle leben meistens für sechs Monate in Neuseeland, arbeiten 7 Tage in der Woche, 12 Stunden am Tag. 

Nach drei Tagen “Netting” müssen wir Backpacker dann jedoch die Gruppe wechseln.

Neue Aufgabe: Trauben lesen.

Zunächst wird uns gesagt, wir sollen alle grünen Trauben abschneiden, doch von Tag zu Tag kommen neue Informationen hinzu, sodass wir am Ende gar nicht mehr so recht wissen, ob es auch wirklich die richtigen Trauben sind, die wir da vom Stock schneiden

Aber auch hier sind wir zu viele Arbeiter. Wir sind nach ca. einer Woche mit dem Trauben lesen fertig und werden in unsere alte Gruppe zurück beordert. 

Jessi und ich beschließen aber, dass wir weiter reisen wollen.

Wir wollen auf die Nordinsel!

Deshalb ist hier nach 2 Wochen Schluss. 

 

 

 

So richtig können wir uns aber nicht lösen, denn wir haben tolle Mädels kennen gelernt.

Abends sitzt man schön beisammen,

trinkt den ein oder anderen Cider und lernt sich immer besser kennen. 

Celli und Luisa aus der Nähe von Trier haben es uns besonders angetan. 

Die Sympathie steigt von Tag zu Tag. 

Umso bewegender der Abschied.

Schon wieder einer.

Man sollte meinen, man gewöhnt sich dran. 

 

 

Mit der Fähre geht es dann auf die Nordinsel.

Eine fast vierstündige Schiffsfahrt steht uns bevor.

Doch zunächst für mich eine neue Herausforderung: mit dem Auto auf die Fähre!

Das erste und einzige Mal, dass ich mit einer Fähre gefahren bin, war im Jahr 2002, auf dem Weg nach Griechenland. 

Nun fahre ich selber.

Aufregung pur! 

Doch es klappt alles super, auch Celine meistert die Auffahrt einwandfrei ohne auch nur einmal zu meckern und uns im Stich zu lassen. 

 

Für Jessi ist es eine nervenaufreibende Fahrt.

Nicht nur, weil ich mir kurz vorher noch eine Ukulele gekauft habe und diese nun auf dem Schiff stimme, sondern auch der Seegang macht ihr zu schaffen.

Doch wir haben alle überlebt, obwohl mich viele böse Blicke der Mitreisenden treffen.

Angekommen folgen wir dem Menschenstrom.

Auf dem Weg von Bord, als wir das Schiff bereits verlassen haben, merken wir, dass etwas fehlt:

Unser Auto!

Es scheint auch keinen Weg zurück zu geben, der uns wieder zu unserem Auto führen könnte.

Und nun?? 

Dem Strom der anderen Passagiere entgegen laufen wir zurück und finden irgendwie wieder zurück ins Innere.

Die Dame der Bord-Crew kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als wir sie fragen, wie wir denn zu unserem Auto kommen. 

 

Aber alles gut gegangen!

Wir drei sind alle sicher in Wellington angekommen.