Neue Heimat, Neue Familie, Neuer Alltag

Meine erste Woche in Port Hedland ist schon vorbei.

Die Zeit rinnt förmlich durch meine Finger.

 Ich fühle mich sehr wohl in meiner Gastfamilie, womöglich auch dem geschuldet, dass Mutter und Vater nur drei und fünf Jahre älter als ich sind.

Wir sind auf einer Wellenlänge.

Umso schöner ist es natürlich auch, von ihnen in alles irgendwie einbezogen zu werden.

Sei es der Besuch bei den Großeltern, einkaufen gehen, Kühe schießen (kein Witz!) oder zu einem Wasserloch fahren mitten in der Wüste!

Zum Kühe schießen fahre ich  lieber nicht mit, das ist mir doch etwas zu suspekt. 

Vielleicht das nächste Mal, wenn sie mich noch einmal fragen sollten.

Beim Ausflug in die Wüste bin ich aber dabei.

Wow.

Egal, wie sehr ich jetzt versuchen werde, zu beschreiben, was ich hier sehe und erlebe: man kann es einfach nicht in Worte fassen! 

Wir machen uns nach Stellas Mittagsschlaf auf den Weg.

Vorne im Wagen Jess und Matt und seine Schrotflinte.

Auf den Rücksitzen Stella, ich und viel Proviant. Wir könnten für Wochen verreisen.

Wir sind gemeinsam mit einem anderen Pärchen unterwegs.

Als wir die Wüste erreichen, machen wir schon nach wenigen Minuten den ersten Halt.

Die Männer veranstalten ein Zielschießen.

Mitten in der Wüste.

Im absoluten Nichts, zwei Männer auf den Ladeflächen ihrer Wagen, auf irgendwelche Zielscheiben im Outback schießend.

Was für ein Bild!

Immer wieder setzen wir danach auf kleinen Sandhügeln auf, müssen aus tiefem Sand gezogen werden und kurz vor'm Wasserloch schweben wir geradezu über dem Boden.

Wir schaffen es nicht über den letzten Hügel.

Können keine Türen öffnen. Wir stecken zu tief im Sand fest.

Der Allrad-Antrieb ist überfordert.

Und nun ?!

Matt klettert durch das Fenster nach draußen und befestigt ein Abschleppseil., mit dem uns der zweite Wagen rauszieht.

Schon wieder eine sehr kuriose Szenerie.

Mir graut es auch schon vor der Rückfahrt durch diese Wildnis.

Doch der Anblick, den der kleine See dann bietet, lässt das schnell vergessen.

Welch eine Atmosphäre und Stimmung.

Während die Männer von den Klippen springen und ihren Frauen dabei die Atmung auszusetzen droht, planschen Stella und ich im kühlen Wasser.

Hab ich ein Glück, hier sein zu dürfen.

Ich komme mir vor wie in einem australischen Western.

Und wie lassen wir den Abend ausklingen?

Natürlich wird gegrillt!

Auf der Ladefläche der Autos.

Und was gibt es zu essen?

Die am Tag zuvor geschossene Kuh.

Wie ich ja am Anfang schon sagte, es ist unbeschreiblich. Ihr könnt es Euch nicht vorstellen.

Genauso wenig wie ich, wenn ich nicht hautnah dabei wäre.

Uns wieder auf den Rückweg gemacht.

Beim ersten ´´Gut festhalten´´ antwortet Stella nur ´´No, Daddy´´ und greift meine Hand.

Zum Dahinschmelzen.

Die Rückfahrt ist wesentlich angenehmer, ist ja logisch.

Alle Stellen, an denen wir hätten aufsetzen können, haben wir auf der Hinfahrt bereits vernichtet und niedergewalzt.

Welch ein aufregender Tag!


Meine erste Woche mit Stella ist auch schon vorbei.

Ich habe schon jetzt einen Narren an ihr gefressen.

Sie ist  sehr aufgeweckt und ein liebes Kind.

Wir zwei haben viel Spaß zusammen, auch wenn die morgendliche Trennung von Mama natürlich tränenreich und herzzerreißend ist.

Wir spielen, backen, schauen Cartoons, gehen auf den Spielplatz, kuscheln oder malen.

Es wird nicht langweilig.

Die Kleine hat viel Veränderung in den letzten Wochen erlebt.

Die Familie ist erst vor vier Wochen umgezogen.

Vater ist so gut wie nie zu Hause und wenn dann nicht lange oder nur wenn sie schläft.

Mutter ist auch arbeiten.

Das vorherige Au-Pair ist ausgezogen und nur ein/zwei Tage später bin ich eingezogen.

Ganz schön viele neue Eindrücke für so einen Zwerg.

Umso mehr möchte ich der jungen Familie natürlich auch Zeit für sich lassen.

Das gestaltet sich aber eher schwierig.

Ich möchte keine ´´Belastung´´ oder ähnliches sein; will nicht dass sie sich zu irgendetwas verpflichtet fühlen.

Dennoch möchte ich ihnen natürlich auch nicht vor den Kopf stoßen, oder ihnen gar das Gefühl geben, dass ich mich nicht wohl fühlen würde.

Da die goldene Mitte zu finden, ist nicht ganz einfach.


Zur Erinnerung, wie es bei uns im März 2018 aussah.
Zur Erinnerung, wie es bei uns im März 2018 aussah.

Es ist November und es herrschen Temperaturen von über 30 Grad.

Und das schon um 8:00 Uhr morgens.

Dabei hat der Sommer noch gar nicht angefangen.

Es wird jetzt immer heißer, ab Februar werden hier Temperaturen von über 40 Grad herrschen. Kaum vorstellbar!

Wie halten die Menschen das hier nur aus!?

Jess erzählt mir vom langen "Winter".

Vier Wochen Dauer - 20 Grad und mehr - Sonne.

Als ich ihr von den momentanen Temperaturen in der Heimat berichte, fällt ihr jede Farbe aus dem Gesicht.

Ich zeige ihr Fotos vom vergangenen März.

Und das ist für sie unvorstellbar.

Jetzt, da es immer heißer wird, frage ich mich, ob da überhaupt Weihnachtsstimmung aufkommen kann und wird?