Ka kite Aotearoa! Auf Wiedersehen Neuseeland!

Es heißt wieder Abschied nehmen.

Abschied von einem wunderschönen Land.

Abschied von einem super Team.

Abschied von unserem Auto.

Abschied von ''Down Under''.

Abschied von Jessi.

Über drei Monate haben wir Tag und Nacht zusammen verbracht.

Haben viel zusammen gelacht und Blödsinn gemacht.

Haben geweint, den anderen getröstet und wieder aufgebaut.

Haben die Ecken und Kanten des jeweils Anderen kennen gelernt.

Haben Heimweh, Liebeskummer und Enttäuschung erlebt.

Waren nie allein und immer füreinander da.

 

Haben im Auto laut gesungen und sind das ein oder andere Mal beim Kochen fast verzweifelt!

Eine Zeit, die uns niemand mehr nehmen kann.

Eine gemeinsame Reise, die verbindet und stärkt.

Eine Freundschaft, die man kaum in Worte fassen kann.

Umso schwieriger die Tage vor meiner Abreise.

Rucksack packen, Kleidung aussortieren, Celine verkaufen und, und, und.

Leider ist es Ende der Saison in Neuseeland und wir finden keinen Käufer für unsere Celine.

Doch wir haben einen Notfallplan.

Jonas, Mechaniker in der Firma für die wir arbeiten, kauft im allergrößten Notfall.

An meinem letzten Arbeitstag werde ich mit einem Kuchen überrascht.

Es gibt eine kleine Rede, Pizza und einen echt tollen Schoko-Käsekuchen.

Hmmm!

Abends fange ich dann an, meinen Rucksack zu packen. 

Ich habe mir vorgenommen, die ganze Nacht durchzumachen, denn meine Reise am folgenden Tag wird 36 Stunden dauern.

Meinen Rucksack packe ich diesmal viel besser, denn diesmal muss ich keinen Pullover mit ins Handgepäck nehmen.

Hab ich denn auch wirklich alles eingepackt?

Was ich vergessen habe, muss Jessi mitnehmen.

Da, ich aber so schnell mit dem Packen fertig bin, schlafe ich doch noch eine Runde.

Am nächsten Morgen fährt Jessi mich zum Flughafen.

Ohne vorher darüber gesprochen haben, sind wir uns einig, dass der Abschied schnell vorbei gehen sollen.

Es ist ja nur ein ''Bis Bald''!

 

Mit meinem Rucksack zum Check In.

Mein Leben beschränkt sich auf 15 kg (zur Erinnerung, ich bin vor 7 Monaten mit 13 kg gestartet).

Am Flughafen erfahre ich dann, dass wir nicht direkt nach Dubai fliegen, wir werden auch in Bali zwischenlanden.

Na toll, aus 36 Stunden Reisezeit werden dann 37 Stunden.

Im Flugzeug wieder einmal eine riesen Auswahl an Filmen.

Die Entscheidung fällt nicht leicht, doch keiner der aufgelisteten Kinderfilme ist vor mir sicher. 

In Bali geht es dann aus dem Flugzeug hinaus und in das nächste wieder hinein.

Nur mein Sitzpartner ändert sich, von einem Engländer, der als Kleinkind in Düsseldorf lebte, zu einer jungen Araberin in meinem Alter.


In Dubai geht es dann in den Transferbereich.

Meinen Rucksack muss ich zum Glück nicht einsammeln.
Es geht zur ersten Kontrolle.
Die Einreise nach Amerika gilt als sehr streng und dementsprechend großen Respekt habe ich auch davor.
Zunächst werden mir einige Fragen gestellt, beispielsweise ob ich mein Gepäck selbst gepackt hätte, ob ich Bekannte in den USA hätte und so weiter.
Der freundliche Mitarbeiter spricht aber so schnell, dass es mir nach 20 Stunden fliegen wirklich schwer fällt, ihm zu folgen. 
Dies teile ich ihm auch mit, ob er etwas langsamer sprechen könnte, da ich schon lange unterwegs sei. 
Mit einem Augenrollen werde ich dann einfach weiter geschickt.
Das geht ja gut los. 
14 Stunden stehen mir noch bevor. 
Die Rolltreppe hinunter zum Wartebereich: nächste Kontrolle.
Obwohl ich den Flughafen nicht verlassen habe, darf ich wieder keine Flüssigkeiten bei mir tragen. 
Mein Handy wird auf Sprengstoff untersucht. 
Dann darf ich in den Wartebereich. 
Ich freue mich schon auf meinen Fensterplatz. 
Im Flugzeug dann die Enttäuschung.
Ein älteres Ehepaar sitzt bereits auf meinem Platz. 
Ich belasse es dabei, denn ich möchte eigentlich nur schlafen.

New York! 

Wie abgefahren ist das denn?!
Ziemlich geschlaucht geht es von Bord.
Durch die Passkontrolle hindurch.
Alle Fingerabdrücke abgeben.
Auf meinen Rucksack warten.
Diesen eingesammelt und aufgesattelt geht es raus, Richtung Bus-Shuttle.
Mein Hostel habe ich vom Christkind zu Weihnachten geschenkt bekommen. 
Inklusive Shuttle vom Flughafen zum Hostel. 
Zum Glück! Da muss ich mich um den Transfer nicht mehr kümmern!
Ich mache mich also auf die Suche. 
Doch diese gestaltet sich als ganz schön schwer. 
Nirgendwo ist ein Schild, das auf die Lage des Shuttles hinweist. 
Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Informationsstand, da werde ich angerempelt mit den Worten “Mann ey!”.

Rückblende

November 2018. Die Familie überlegt: Wäre doch eine coole Idee, Franziska irgendwo zu besuchen. Aber Australien und Neuseeland wären wohl ein bisschen weit und ein bisschen teuer. New York wäre cool und außerdem ein unerfüllter Traum von mir, der diese Zeilen schreibt, 1981 schon mal dort war und allgemein Paps genannt wird.

Also Kosten gecheckt und rumgefragt, wer denn wohl mitwollen täte. Am Ende bleibt’s bei Christoph und mir.

Der Plan: Über AirBnb in Jersey City eine Wohnung mieten. Mittwochs von Frankfurt über Toronto zum Newark Liberty Airport fliegen. Von dort per Mietwagen zum John-F-Kennedy-Airport fahren (56 km) und in einem Hotel übernachten. Am Donnerstag-Morgen, Franzi im JFK abfangen und mit ihr zum AirBnb.

Strengste Geheimhaltung!

Zu Weihnachten schenken wir ihr einen (fiktiven) Hostel-Aufenthalt inkl. Flughafen-Transfer (damit sie uns am Flughafen nicht durch die Lappen geht.)

Die Geheimhaltung klappt wider Erwarten und trotz einiger Tratsch-Tanten in der Familie.

 

Das arme Kind hat keine Ahnung, als sie in NYC landet.

 

Nachdem unsere eigene Anreise perfekt geklappt hat, liegen Christoph und ich am 18. April um 09:00 Uhr Ortszeit in der Ankunftshalle des JFK auf der Lauer. Ewigkeiten nach der Ankunft ihrer Maschine aus Dubai betritt Franziska die Halle. In ihr Handy-Display versunken, kommuniziert sie gerade per WhatsApp mit der Heimat. Ich geh an ihr vorbei -während Christoph filmt- ohne dass sie mich bemerkt. Als sie weitergeht, remple ich sie an und fluche „Mann, ey“. In das Luftholen, um zurück zu pampen, mischt sich ungläubiges, fassungsloses Erkennen.

„Papa? Was machst Du denn hier?“ Der Rest geht in Tränen auf.


“Was für ein Affe! Hier ist ja doch genug Platz!” ist mein erster Gedanke. 
“War das nicht gerade deutsch?” ist mein zweiter Gedanke.
Mir stockt der Atem, ich glaube an eine Halluzination.
“Papa!?” mein dritter.
Ich lasse meinen Rucksack fallen und falle meinem Papa in die Arme. 
“Was machst du denn hier!?” frage ich immer wieder, während meine Tränen einfach so mein Gesicht hinunter laufen. 
“Soll ich das eigentlich auch filmen, oder kann ich aufhören?” höre ich auf einmal neben mir. 
Christoph! 
Nicht nur mein Papa ist hier in New York, auch einer meiner großen Brüder ist hier! 
Jetzt ist es ganz vorbei mit mir.
Das Weinen und Schluchzen will einfach nicht aufhören.